Woran erkenne ich einen seriösen Tierschutzverein?
Immer mehr Menschen möchten Hunden, Katzen oder anderen Tieren aus dem Tierschutz ein Zuhause schenken – eine wertvolle Entscheidung! Doch nicht jeder Tierschutzverein arbeitet seriös. Gerade im Auslandstierschutz gibt es leider einige schwarze Schafe, die unter dem Deckmantel des „Tierschutzes“ fragwürdige Praktiken betreiben.
Was ist ein seriöser Tierschutzverein?
Ein seriöser Tierschutzverein hat das Ziel, nachhaltig und verantwortungsvoll zum Wohl der Tiere zu arbeiten – nicht aus Gewinnabsicht, sondern aus Überzeugung. Dazu gehört nicht nur das Retten und Vermitteln von Tieren, sondern auch:
- Aufklärungsarbeit
- Bei Auslandstierschutzvereinen: Nachhaltige Projekte im Ausland, z.B. Kastrationsprojekte vor Ort
- Langfristige Betreuung der vermittelten Tiere
- Transparente Arbeitsweise und finanzielle Offenheit
Ein guter Tierschutzverein vermittelt Tiere nicht leichtfertig, sondern mit Bedacht – denn es geht darum, Tier und Mensch dauerhaft zusammenzubringen.
Woran erkenne ich einen seriösen Tierschutzverein?
Hier sind klare Merkmale:
Transparenz
- Der Verein nennt vollständige Kontaktdaten (Adresse, Telefonnummer, Website, verantwortliche Personen) und einen Sitz in Deutschland.
- Es gibt eine Homepage, auf der man alle wichtigen Informationen findet (Impressum, Satzung, Ansprechpartner usw.)
- Es gibt eine eindeutige Rechtsform (z. B. eingetragener Verein – e. V.). Informiert euch vorab ggf. über andere Rechtsformen (z.B. UG, gUG, usw.), wenn diese auf die Organisation zutreffen. Die Information dazu sollte im Impressum stehen. Ein eingetragener Verein ist auch im öffentlich zugänglichen Handelsregister zu finden.
- Finanzielle Mittel und Spenden werden nachvollziehbar verwendet (z. B. durch Berichte, Spendennachweise, ggf. Gemeinnützigkeit).
Tierschutzkonforme und nachhaltige Vermittlung
- Die Vermittlungsprofile der Tiere sind ausführlich und nicht ausschließlich verherrlichend. Beispielsweise werden Herdenschutzwelpen nicht als „kleine niedliche Teddybären“ beschrieben oder in eine Wohnung in eine belebte Stadt vermittelt. Ebenso wird klar kommuniziert, wenn ein Hund Verhaltensauffälligkeiten gezeigt hat, z.B. Bissigkeit oder Unverträglichkeit.
- Seriöse Vereine stellen eine Vielzahl von Ansprüchen an die Adoptanten. Diese sind zum einen allgemein gültig (z.B. keine Zwingerhaltung bei Hunden) oder auch individuell auf das Tier abgestimmt (z.B. nur Wohnungshaltung bei Katzen, Einzelvermittlung, keine Vermittlung an Familien mit kleinen Kindern).
- Bevor du in den Vermittlungsprozess startest, findest du bereits einige Informationen zum Vermittlungsablauf und vor allem zu den Tieren auf der Homepage des Vereins.
- Vor der Vermittlung ist ein Bewerbungsformular auszufüllen und es findet ein umfangreiches Aufklärungstelefonat & eine Vorkontrolle statt – also ein Gespräch / Besuch bei dir zu Hause.
- Du wirst ausführlich beraten: zu Herkunft, Charakter, Bedürfnissen und möglichen Problemen des Tieres. Du bekommst ehrliche Informationen über das Verhalten und nicht nur ein Foto. Jedes Tier sollte ausführlich und individuell beschrieben und bestenfalls persönlich von Teammitgliedern/Vermittlern kennengelernt worden sein.
- Auch Aufklärung zu Rassen und rassetypischem Verhalten findet statt. Du solltest dich natürlich selbstständig vorab mit der betreffenden Rasse auseinandersetzen, aber dennoch sollte der Verein dir noch einmal gezielt aufzeigen, was dich erwarten wird. Am Ende sollte klar sein, ob der ausgewählte Hund überhaupt zu dir und deinem Leben passt.
- Der Verein prüft, ob du wirklich geeignet bist – nicht ob du schnell zahlst. Es werden dir gezielt Fragen gestellt – dies findet nicht statt, um dich bloßzustellen oder zu ärgern, sondern um sicherzustellen, dass du dir der Verantwortung bewusst bist und die rosarote Brille bereits abgelegt hast. Eine realistische Vorstellung auf die bevorstehende Zeit ist essenziell.
- Es wird ein Pflegestellen- oder Schutzvertrag abgeschlossen. Lies dir diesen vorab genau durch und lass ihn bei Zweifeln prüfen – nicht alle Verträge sind rechtmäßig. Der Schutzvertrag enthält Verpflichtungen für beide Parteien. Diese sollten auch umgesetzt werden.
- Du wirst vom Verein während des gesamten Vermittlungsprozesses begleitet. Auch bei der Abholung bei einer Direktaufnahme aus dem Ausland sollten Teammitglieder erreichbar sein. Der Verein sollte daran interessiert sein, dass es euch und dem Tier gut geht und Vorgaben zur Sicherheit usw. eingehalten werden.
- Die Vermittlung findet ohne jegliche emotionale Erpressung statt. Zu keinem Zeitpunkt sollte der Satz fallen: Wenn du ihn nicht nimmst, stirbt er. Die Entscheidung zur Adoption eines Tieres ist eine (meist) jahrelange Verantwortung, die wohlbedacht getroffen werden sollte. Druck und ein schlechtes Gewissen sollten dabei keine Rolle spielen.
- Ein seriöser Verein nimmt seine Tiere auch immer wieder zurück. Manchmal dauert es natürlich ein bisschen bis eine geeignete Stelle gefunden wird, aber ein seriös arbeitender Tierschutzverein stellt sicher, dass er seine Tiere sicher versorgt weiß – egal ob über eine Pflegestelle, Pension oder andere artgerechte Möglichkeit.
Gesundheit & Rechtliches
- Der Verein hat seinen Vereinssitz in Deutschland und besitzt die Vermittlungserlaubnis nach § 11 Abs. 1 Nr. 5 TierSchG. Ihr solltet niemals ein Tier über einen im Ausland sitzenden Verein adoptieren, da ihr im Notfall keinen Ansprechpartner in Deutschland habt, der auch rechtlich greifbar ist.
- Die Tiere sind geimpft, gechippt, entwurmt, ggf. kastriert und mit gültigem EU-Heimtierausweis ausgestattet. Solltet ihr Fragen zum Pass haben, sollte der Verein in der Lage sein euch diese zu beantworten. Bestenfalls testet der Verein vorab auf typische Krankheiten und klärt euch über diese auf.
- Die Einreise von Tieren aus dem Ausland erfolgt über das TRACES-System inkl. TRACES-Meldung (amtliche Registrierung), welche den Verein als Empfänger (Punkt 1.5) kennzeichnet. Taucht der Verein nicht in den TRACES auf, wird das zuständige Veterinäramt des Vereins nicht über den Import informiert, was eine rechtliche Grauzone darstellt.
- Es bestehen Kooperationen mit Pflegestellen in Deutschland. Diese Pflegestellen nehmen Tiere auf, die dann vor Ort kennengelernt werden können. Ein seriöser Verein hat auch eine ausreichende Anzahl von Notfall-Pflegestellen, die im Falle einer Rückgabe ein Tier mehr oder minder spontan aufnehmen können und somit keine deutschen Tierheime belasten.
Nachkontrolle & Kontakt nach der Vermittlung
- Der Verein interessiert sich auch nach der Vermittlung für das Tier, schließlich ist die Vermittlung keine Massenabfertigung.
- Er steht für Fragen zur Verfügung und nimmt das Tier im Notfall wieder zurück – das gehört zur Verantwortung.
Warnzeichen für unseriöse Vereine
- Der Verein hat seinen Sitz nicht in Deutschland und ist nicht eingetragen (eingetragener Verein im Handelsregister = e.V. ist nicht an den Vereinsname angeschlossen).
- Es stehen ausschließlich (junge) Rassehunde und Welpen zur Vermittlung, ohne, dass über deren Ursprung aufgeklärt wird.
- Der Verein legt nur Wert auf Vermittlungen und nicht auf nachhaltige Tierschutzarbeit (z.B. Aufklärung, Kastrationen).
- Tiere werden ohne Vorkontrolle oder Nachfragen einfach übergeben.
- Es besteht Druck zur schnellen Adoption, z. B. „Sonst kommt der Hund in die Tötungsstation zurück“.
- Du wirst kaum/nicht über mögliche Krankheiten, Ängste oder Verhaltensauffälligkeiten informiert.
- Hunde werden hauptsächlich über ihr Äußeres beschrieben und/oder in ein unpassendes Umfeld vermittelt (z.B. Herdenschutzhund in einer 1-Raum-Wohnung in Berlin-Mitte).
- Es gibt keine oder unvollständige Pflegestellen- oder Schutzverträge.
- Der Verein will nur Geld sehen, ohne sich für dein Umfeld oder deine Erfahrung zu interessieren.
- Die Tiere kommen illegal über die Grenze, ohne TRACES oder Papiere.
- Die Homepage wirkt chaotisch, es fehlen Impressum oder Ansprechpartner.
- Es wird ständig nach Spenden gefragt, ohne Nachweise aufzuzeigen, wohin diese Gelder schlussendlich fließen.
- Tiere werden über emotionale Erpressung vermittelt; es wird emotionaler Druck aufgebaut, um Spenden zu sammeln.
- Bei Fragen wird ausweichend oder aggressiv reagiert.
Worauf sollte ich als Interessent*in achten?
- Informiere dich gründlich über den Verein – lies Erfahrungsberichte, sieh dir Social-Media-Kanäle an, frage nach, wie und wo die Tiere leben.
- Nimm dir Zeit – ein guter Verein wird dich nicht hetzen und zwingen eine Entscheidung ohne 1, 2 Tage (oder ggf. mehr) Bedenkzeit zu treffen.
- Bestehe auf Einblick in den Vermittlungsprozess – seriöse Tierschützer klären dich offen auf.
- Frage nach Rückgabemöglichkeiten – auch wenn du hoffst, sie nie zu brauchen.
- Besuche ein Tier, wenn möglich, auf einer Pflegestelle, statt nur anhand von Fotos zu entscheiden.
Fazit
Ein seriöser Tierschutzverein erkennt man an Transparenz, Verantwortung und dem echten Wohl des Tieres als oberstem Ziel. Vorsicht ist geboten, wenn Emotionen, Druck, Desinteresse oder Intransparenz überwiegen – denn unter dem Deckmantel „Tierschutz“ verstecken sich leider auch Geschäftemacher.
Tierschutz heißt, Tiere zu schützen – nicht sie möglichst schnell loszuwerden.