Rumänienreiseberichte 2024

Unsere Rumänienreisen 2024 – Ein Jahr voller Herausforderungen und Hoffnung

Wie heißt es so schön? Besser spät als nie! Daher möchten wir euch hier einen Rückblick auf unsere Reisen nach Rumänien im Jahr 2024 geben. *Achtung: Es werden kranke und tote Hunde gezeigt*

März 2024:

Im März des Jahres 2024 machten sich zwei unserer Teammitglieder gemeinsam mit zwei engagierten Volontärinnen erneut auf den Weg nach Rumänien. Der Fokus der Reise lag nicht nur auf dem zweitägigen Kastrationsevent – das dank eurer großzügigen Spenden möglich wurde –, sondern auch darauf, die aktuelle Situation in der Tötungsstation einzuschätzen und unsere Hunde in den rumänischen Pflegestellen besser kennenzulernen.

Tag 1: Unser Besuch im Public Shelter Piatra Neamt 

Kaum angekommen, machten wir uns direkt auf den Weg ins Public Shelter Piatra Neamț, eine der rumänischen Tötungsstationen. Hier saßen zu dem Zeitpunkt im März über 350 Hunde – verängstigt, hungrig, hoffnungslos. Sie stammen aus dem gesamten Landkreis Neamț und den umliegenden Dörfern. Ohne Hilfe haben sie alle dasselbe Schicksal: Sie landen früher oder später auf der Tötungsliste.

Nach einem kurzen Überblick war uns klar, dass neben ängstlichen oder aggressiven Hunden  dort auch viele freundliche, neugierige und menschenbezogene Tiere saßen. Da wir außerhalb unserer Besuche keine Informationen über die Hunde erhalten, begannen wir sofort mit unserer Arbeit: Wir gingen Kennel für Kennel durch, machten Fotos, Videos und verfassten kurze Einschätzungen zu den einzelnen Hunden. Dieses Material ist essentiell – nur so können wir die Hunde sichtbar machen und ihnen eine Chance auf Rettung und Adoption ermöglichen.

Schon beim ersten Rundgang wurden uns einige Notfälle bewusst: verletzte oder schwerkranke Hunde sowie Hündinnen mit frisch geborenen Welpen. In solchen Fällen versuchen wir sofort zu handeln – die Tiere zu separieren, medizinisch zu versorgen und ihnen eine bessere Überlebenschance zu geben.

Tag 2: Die traurige Realität 

Am Morgen kehrten wir ins Public Shelter zurück – doch was uns dort erwartete, ließ uns den Atem stocken. Einige Welpen hatten die Nacht nicht überlebt. Ihre leblosen Körper lagen zwischen den anderen – ein alltägliches, aber dennoch jedes Mal aufs Neue erschütterndes Bild.

Die Zustände sind katastrophal: Die Kennel sind verdreckt, das Futter landet auf mit Exkrementen übersäten Böden, und die Überfüllung führt immer wieder zu brutalen Kämpfen mit schweren Verletzungen. Besonders Welpen sind extrem gefährdet. Viele sind komplett verwurmt oder erkranken an hochansteckenden und oft tödlichen Krankheiten wie Parvovirose, Staupe oder Hepatitis. Auch dieses Mal war der Großteil der Welpen krank – eine Hilflosigkeit, die uns jedes Mal das Herz zerreißt.

Diese Momente führen uns immer wieder vor Augen: Der einzige Weg, das Leid langfristig zu bekämpfen, sind großflächige Kastrationsaktionen. Nur wenn weniger Welpen geboren werden, kann diese Spirale des Elends irgendwann durchbrochen werden.

Am Abend besuchten wir eine befreundete Tierschützerin, die privat Straßenhunde rettet. Sie nimmt verletzte, kranke und chancenlose Tiere auf, päppelt sie und bereitet sie auf die Vermittlung vor. Wir dokumentierten die Hunde, machten Fotos und sammelten alle wichtigen Informationen für ihre Vermittlungsposts.

Tag 3: Hoffnung für einige, Verzweiflung über die anderen

Wieder im Public Shelter stand heute eine der schwersten Aufgaben an: Die Entscheidung, welche Hunde wir retten können.

Es ist ein unmenschliches Gefühl – inmitten hunderter bittender Augenpaare nur einen Bruchteil auswählen zu können, während wir wissen, dass viele der anderen bis zu unserem nächsten Besuch tot sein werden.

Unsere Auswahl treffen wir nicht leichtfertig: Die Hunde müssen eine realistische Chance auf ein gutes Leben in Deutschland haben und für dieses Leben gemacht sein. Wir beobachten ihr Verhalten mit Artgenossen und Menschen, testen ihre Verträglichkeit und versuchen, die besten Entscheidungen zu treffen. Dennoch gibt es immer Unsicherheiten – manche Probleme zeigen sich erst im neuen Zuhause. Aber wir tun unser Bestes, um die passenden Hunde für die richtigen Familien zu finden.

Am Abend besuchten wir erneut eine engagierte Tierschützerin, Anda, die ein kleines privates Foster betreibt. Hier fanden wir zahlreiche Hunde, die auf ihre Vermittlung warten – viele von ihnen gerettet aus lebensbedrohlichen Situationen. Wir machten Fotos und Videos, um ihre Chancen auf eine Adoption zu erhöhen, wie zum Beispiel von Winnie (linkes Foto).

Tag 4 + Tag 5: Der wichtigste Teil unserer Arbeit vor Ort – Kastrationen!

An diesen beiden Tagen fand unser lang geplantes Kastrationsevent statt – eine der nachhaltigsten Maßnahmen im Tierschutz. Dank eurer großzügigen Spenden konnten wir 157 Hunde und Katzen kastrieren!

Das Event war ein voller Erfolg. Unser rumänisches Team hatte vorab viel Werbung gemacht, und so kamen zahlreiche Menschen mit ihren Tieren. Jede einzelne Kastration bedeutet weniger Leid in der Zukunft!

Außerdem konnten wir dem Public Shelter in Bacău dringend benötigte Bravecto Kautabletten überreichen, die die Hunde vor Parasiten und den damit verbundenen Hautkrankheiten schützen werden. Auch hier geht ein riesiges Dankeschön an alle Spender:innen – eure Hilfe rettet Leben!

Während das Ärzteteam am fünften Tag unserer Reise unermüdlich kastrierte, fuhren wir nach einem kurzen Zwischenstopp im Public Shelter Bacău zu unserem Foster in Bacău. Hier sind die meisten Hunde untergebracht, die wir aus der Tötungsstation gerettet haben. Sie werden versorgt, medizinisch behandelt und auf ihre Adoption vorbereitet. Manche warten bereits seit Jahren auf ein Zuhause – doch wir geben sie nicht auf.

Besonders bewegend war zu sehen, wie einige der Hunde große Fortschritte gemacht haben. Monti (Hund rechts auf dem Foto) und Mystery zum Beispiel werden von einer Trainerin begleitet und haben schon tolle Entwicklungen gezeigt (Update: Mystery hat nach langem Warten sein Für-Immer-Zuhause in Deutschland gefunden). Doch es gibt auch jene, deren Trauma zu tief sitzt. Für sie bleibt das Foster ihr sicherer Hafen – ein Platz, an dem sie Liebe und Schutz erfahren, ohne Erwartungen erfüllen zu müssen.

Oktober 2024:

Nach unserer ersten Reise im März war schnell klar, dass wir erneut vor Ort helfen mussten. Also machten wir uns im Oktober spontan nochmal auf den Weg nach Rumänien, um an die Arbeit im Frühjahr anzuknüpfen und weiteren Hunden eine Chance zu geben.

Tag 1: Rückkehr ins Public Shelter Piatra Neamt

Kaum angekommen, fuhren wir direkt ins Public Shelter / in die Tötungsstation Piatra Neamț, um uns einen Überblick über die aktuelle Situation zu verschaffen. Es war schockierend zu sehen, dass noch mehr Welpen als im März vor Ort waren – fast alle schwer krank. Viele hatten bereits aufgegeben, andere kämpften noch um ihr Leben.

Wir versuchten, so viele Informationen wie möglich über jeden einzelnen Hund in der Tötungsstation zu sammeln und entschieden uns am Ende des Tages, einen besonders schwachen Welpen mit in die Klinik zu nehmen. Wir nannten ihn Kalle (Foto links) – in der Hoffnung, dass er es schaffen würde (Update: Kalle hat überlebt und befindet sich auf einer Pflegestelle in Deutschland).

Tag 2: Vorbereitung der Hunde und unsere ersten kleinen “Notfelle”

Am zweiten Tag arbeiteten wir erneut im Shelter, fotografierten die einzelnen Hunde und trugen alle Informationen über die Hunde zusammen. Gemeinsam mit der angestellten Tierärztin im Shelter kastrierten wir die Hunde, die wir für eine Ausreise nach Deutschland reserviert hatten. Währenddessen entdeckten wir zwei weitere schwer kranke Welpen, die wir sofort in die Klinik gebracht haben. Einer davon war Rudi, ein völlig abgemagerter Welpe mit einem schlimmen Milbenbefall. Die andere Hündin, deren Geschwister bereits verstorben waren, nannten wir Fiona. Leider wurde sie in der Klinik positiv auf Parvo und Canines Coronavirus getestet. Trotz aller Bemühungen der engagierten Tierärzte in der Klinik hat sie den Kampf letztendlich nicht überstanden (Update: Rudi (Foto unten) hat überlebt und konnte erfolgreich vermittelt werden).

Tag 3: Planung, Austausch und Hoffnung auf Verbesserung 

Der Tag begann mit einem Treffen mit einer befreundeten Tierschützerin im Tierschutzbüro Piatra Neamț, wo wir uns über die aktuelle Situation vor Ort austauschten. Die Probleme sind groß – überfüllte Shelter, unzählige streunende Hunde, das “Business Straßenhunde” und ein endloser Kreislauf aus Leid und Elend. Doch wir gaben uns nicht der Hoffnungslosigkeit hin, sondern sprachen über mögliche Lösungsansätze: Mehr Kastrationen, bessere Aufklärung und nachhaltige Zusammenarbeit mit lokalen Behörden.

Danach fuhren wir erneut ins Public Shelter, um weitere Hunde für ihre bevorstehende Ausreise oder den Umzug in unser privates Foster vorzubereiten. Mit der Shelter-Tierärztin arbeiteten wir Hand in Hand: Wir kastrierten Hunde, untersuchten sie auf Krankheiten und begannen mit den notwendigen Vorbereitungen für ihre Papiere und Impfungen. Jede Rettung fühlt sich wie ein kleiner Sieg an – doch für die Zurückbleibenden bleibt ein Stich im Herzen.

Tag 4: Hoffnungsschimmer für unsere Schützlinge

Heute war es endlich soweit: Die ersten sechs Hunde durften das Public Shelter in Piatra Neamt verlassen! Wir holten sie morgens ab und brachten sie in ein privates Foster, wo sie sich erholen können und auf ihre Reise nach Deutschland vorbereitet werden. Es ist immer ein bewegender Moment, wenn Hunde aus den engen, schmutzigen Zwingern heraustreten – vorsichtig, unsicher, aber mit einem Hauch von Hoffnung in den Augen.

Danach ging es in die Klinik, um nach unseren kleinen Kämpfern Kalle und Rudi zu sehen. Kalle, der schwache Welpe vom ersten Tag, hatte sich erstaunlich gut gemacht – er fraß wieder und zeigte erste Lebensgeister! Rudi war zwar noch stark gezeichnet von seinem Milbenbefall und der Unterernährung, aber er hatte den unbändigen Willen zu kämpfen. Beide durften wir endlich aus der Klinik abholen – ein großer Erfolg!

Anschließend besuchten wir das Public Shelter Bacău, um zu sehen, ob die von uns bereitgestellten Bravecto-Kautabletten Wirkung zeigten. Und tatsächlich – es gab erste positive Ergebnisse! Weniger Hunde waren von Hautkrankheiten betroffen, ein Zeichen dafür, dass unsere Arbeit beginnt Früchte zu tragen.

Doch damit war unser Tag noch lange nicht vorbei. Am Nachmittag besuchten wir unser privates Foster, um aktuelle Fotos und Videos unserer Hunde zu machen. Einige von ihnen warten schon so lange auf ein Zuhause, wie z.B. Otis  (linkes Foto) – mit neuen Bildern und Einschätzungen hoffen wir, ihre Chancen auf eine Vermittlung zu erhöhen.

Den Abend verbrachten wir bei unserer Tierschutzfreundin Cristina, die ebenfalls gerettete Hunde betreut. Auch hier machten wir Bilder, sammelten Informationen und versuchten, für jeden einzelnen die bestmögliche Vermittlungschance zu schaffen.

Tag 5: Abschied und die letzte Hoffnung für die Zurückgebliebenen 

Der letzte Tag unserer Reise begann – wie könnte es anders sein – mit einem weiteren Besuch im Public Shelter Piatra Neamț. Wir verabschiedeten uns von den Hunden, die wir zurücklassen mussten. So oft haben wir es erlebt: Ein Hund, den wir ins Herz geschlossen haben, wird beim nächsten Besuch nicht mehr da sein. Ein schreckliches Gefühl – und doch können wir nicht alle retten.

Von dort aus ging es zu Anda, einer weiteren engagierten Tierschützerin, die privat Hunde aufnimmt. Wir machten Fotos, sammelten Infos und versuchten, auch diesen Hunden eine Chance auf eine Vermittlung zu geben. Anda gibt jedem Hund, den sie aufnimmt, ein Stück Liebe, Sicherheit und Vertrauen – ein Hoffnungsschimmer für diejenigen, die auf der Straße keine Überlebenschance hätten.

Mit schweren Herzen, aber auch mit der Gewissheit, dass wir zumindest einigen Hunden helfen konnten, traten wir schließlich unsere Heimreise an. Wir hinterlassen Spuren – und wir kommen wieder.

Unser Fazit: Jeder noch so kleine Beitrag zählt!

Unsere Reisen nach Rumänien sind jedes Mal eine Achterbahn der Gefühle – zwischen Hoffnung, Freude und tiefster Verzweiflung. Wir haben viele Leben retten können, aber auch viele verloren. Der traurige Alltag in den Public Sheltern / Tötungsstationen führt uns immer wieder vor Augen, wie wichtig unsere Arbeit ist. So konnte beispielsweise Amira (Foto links) auf eine Pflegestelle in Deutschland ziehen, aber ihre Welpen sind alle verstorben.

Nur Dank eurer Spenden konnten wir auch in diesem Jahr viel bewirken: Zahlreiche Hunde und Katzen wurden kastriert, medizinisch versorgt oder in ein liebevolles Zuhause vermittelt. Doch die Arbeit geht weiter und wir werden nicht müde, für ein besseres Leben der Hunde in Rumänien zu kämpfen! 

Wir danken euch von Herzen für eure Unterstützung und hoffen, dass wir gemeinsam auch in diesem Jahr vielen Fellnasen eine zweite Chance geben können! 

Der einzige Weg, nachhaltig und langfristig etwas zu verbessern, sind großflächige Kastrationsaktionen und Aufklärung vor Ort und in Deutschland. Wir freuen uns daher über jede noch so kleine Unterstützung und Spende – für die Hunde in Rumänien!

Spendenkonto Rumänien

Spitz & Pawtners e.V.
Kreis-Sparkasse Northeim
IBAN: DE44 2625 0001 0172 2740 11

 

Zusammenfassung der Reise im Oktober 2024 bei Instagram

Zusammenfassung der Reise im März 2025 bei Instagram

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