Bereits vor der Vereinsgründung von Spitz&Pawtners e.V. in 2020 engagierte sich ein Teil unseres Teams über ein kleines Projekt in einem anderen Verein in der ungarischen Spitzrettung. Die privat geführte Station befindet sich in Budapest und rettet seit etwa 10 Jahren Spitze & -mixe aus Notsituationen. Seit vielen Jahren ist die „Spitz Fajtamentő Alapítvány“ eine eingetragene NGO in Ungarn. Die Familie, welche die Station betreut, opfert ihre gesamte Zeit der Versorgung der Hunde. Das kleine Team besteht lediglich aus einer vollzeit ehrenamtlich tätigen Person, die sich um die im Schnitt 60 Hunde vor Ort kümmert, und noch 2-3 weiteren Familienmitgliedern, die jedoch vollzeit berufstätig sind & „nur“ in ihrer Freizeit unterstützen. Die Versorgung der Hunde ist jederzeit gesichert, jedoch kann man sich vorstellen, dass neben Fütterung, Reinigung & Tierarztbesuchen, nicht viel Zeit für Training bleibt. Warum aber hat sich die Familie besonders der Spitze angenommen?
Die Betreiberin der Station engagierte sich vor Gründung der Spitzrettung ehrenamtlich in verschiedenen Tierheimen. Dabei fielen ihr neben vielen anderen Rassehunden & Mischlingen besonders die Spitze auf, die sehr unter den gegebenen Umständen in den Sheltern & Tötungsstationen litten. Spitze sind eine unglaublich menschenbezogene Rasse, die dafür gezüchtet wurden, eng mit ihren Menschen zu arbeiten und bei ihnen im Familienverband zu leben. Neben ihrer Wachhundfunktion hatten sie schon von jeher engen Familienanschluss. Wie andere menschenbezogene Rassen, die sich schnell eng binden, leiden diese Hunde in solchen Szenarien besonders. Das bedeutet natürlich keinesfalls, dass andere Hunde nicht genauso leiden würden! Spitze lagen der Gründerin aber schon immer am Herzen.
Sie hat es sich also zur Aufgabe gemacht, diese Hunde bei sich aufzunehmen & ein passendes Zuhause für sie zu finden. Zunächst fungierte sie als eine Art Pflegestelle mit wenigen, einzelnen Hunden – sie hatte keinerlei Unterstützung und finanzierte über familiäre Einkünfte alles selbst. Als immer mehr Menschen ihre Hilfe in Apsruch nehmen wollten, gründete sie gemeinsam mit ihrer Familie & Liebhabern der Rasse die non-profit Organisation. Unsere Ingrid begann dann die Zusammenarbeit, welche wir bis heute immer weiter ausbauen & pflegen. Die Hunde leben dort mit Familienanschluss im Privathaus auf mehreren Etagen & Räumen in großen & kleinen Gruppen – es gibt keine Zwinger oder Käfige. Dank des Teams vor Ort können wir nachhaltig Hunde vermitteln, aufklären & nun auch unsere erste Kastrationskampagne starten, denn vieles funktioniert nur über Verbindungen. Zudem haben wir dank unserer zahlreichen Spendern schon vieles verbessern können!
Wir:
– haben die Rettungsstation komplett gefließt,
– die Vermittlungsabläufe & die Versorgung vor Ort optimiert,
– konnten eine professionelle Hundewanne kaufen,
– finanzieren nötige Operationen, z.B. Herzwurm-OPs & retten damit Leben,
– kaufen jährlich mehrere hundert Kilo Futter, um alle Mäuler zu stopfen
– haben ein professionelles Reinigungsgerät gekauft, um Erkrankungen (wie Giardien) zu minimieren,
– konnten bisher über 400 Hunde nachhaltig vermitteln (Stand Juli 2023),
– sensibilisieren Menschen in Ungarn & Deutschland für das Thema Auslandstierschutz & illegaler Welpenhandel und vieles mehr!
Gemeinsam mit mittlerweile einigen anderen Vereinen möchten wir für so viele Spitze wie möglich ein tolles Zuhause finden & die Umstände vor Ort langfristig gesehen ändern. Mit jeder Aufnahme schützen wir diese Hunde auch vor der Ausbeutung durch Vermehrer, denn diese haben es vor allem auf die unkastrierten Tiere (Rassehunde) abgesehen, um aus ihnen Profit zu schöpfen. Vielen ist das nicht bewusst & sie kaufen vor Ort in Ungarn billige Welpen – wir wollen diese Ausbeutung langfristig stoppen. Dafür muss aber ein Umdenken in der ungarischen aber auch deutschen Bevölkerung stattfinden!
Für uns steht daher Aufklärung besonders bei den Vermittlungsgesprächen und auf Social Media im Fokus. Wir möchten die Menschen für Vermehrerhunde, illegalen Welpenhandel, den Rassewahn und die damit verbundene Entwicklung von Spitzen in Richtung Qualzucht sensibilisieren. Zudem ist es uns wichtig zu zeigen, dass es im Tierschutz durchaus auch Rassehunde gibt & man nicht zu (unseriösen) Züchtern / Vermehrern gehen muss, um einem Rassehund ein Zuhause zu schenken.Bei der Vermittlung achten wir zudem auf die Vermeidung von Vermehrung im neuen Zuhause, in dem wir adulte Hunde nur kastriert vermitteln. Jeder Adoptant wird von uns vorab umfassend über die Rasse, deren Eigenschaften und Ansprüche an das neue Zuhause aufgeklärt. Egal, ob rassetypische Erkrankungen, Verhaltensauffälligkeiten durch die bisherige Haltung (Vermehrer, Kettenhund, usw.) oder die Erwartungshaltung – wir nehmen uns viele Stunden Zeit, um die neuen Besitzer auf alle Eventualitäten vorzubereiten.
Wie man sieht ist unser Ungarnprojekt mehr als die „einfache Vermittlung von Rassehunden“ – wir wählen jedes Zuhause mit großem Bedacht aus, denn viele unserer ungarischen Schützlinge haben eine Vergangenheit geprägt durch Schmerz, Misshandlung, Vernachlässigung & Isolation. Wir wollen nachhaltig nicht nur die Welt eines Hundes ändern, sondern die Zukunft vieler!