Unser Verein hat sich auf die Rasse des Spitzes spezialisiert, aber auch die Pawtners verdienen besondere Aufmerksamkeit. Hier erfahrt ihr mehr über das Rasseprofil der Herdenschutzhunde:
Rassetypischer Charakter & Erscheinung
Herdenschutzhunde, kurz HSH, existieren schon sehr lange. Ursprünglich wurden sie eingesetzt, um Herden wie z. B. Schafe vor wilden Tieren, wie Wölfen zu schützen. Deshalb besitzen Herdenschutzhunde eine hohe Selbstständigkeit und handeln instinktiv um ihre Herde zu beschützen. Herdenschutzhunde dürfen nicht mit Hütehunden verwechselt werden. Im Gegensatz zu Hütehunden lenken sie die Herde nicht, sondern beschützen sie vor Feinden.
Durch das Schützen einer großen Fläche und das selbstständige Handeln in jeder Situation, auch wenn der Schäfer gerade nicht in der Nähe ist, sind Herdenschutzhunde in der heutigen Zeit für das Leben in der Stadt oder in einer kleinen Wohnung nicht geeignet. Wer einen Herdenschutzhund adoptieren möchte, sollte einen Hof oder ein Haus mit großem Garten besitzen.
Warum sind HSH nicht für unser modernes Stadtleben geeignet? Wenn ein Wolf die Herde angreift und der Schäfer nicht zugegen ist, handelt der Herdenschtzhund selbstständig, um die Herde zu verteidigen. Diese Charaktereigenschaft setzt natürlich auch bei Herdenschutzhunden ein, die keine Herde beschützen. Das kann in einer Familie schon problematisch werden, wenn Besuch kommt oder bei Hundebegegnungen im eigenen Revier. Ein belebtes Stadtleben & enger Lebensraum sind in diesem Fall nicht artgerecht. Konsequenz und Durch-setzungsfähigkeit ein A und O, wenn man einen Herdenschutzhund Zuhause hat. Damit er nicht dauernd das Gefühl erhält, eigenständig handeln zu müssen, sollte sein Halter ihm Sicherheit vermitteln und eine enge Beziehung zu seinem Hund aufbauen. Außerdem sollte ein Herdenschutzhund ausreichend ausgelastet zu werden, um das Bedürfnis für das selbstständige Handeln auszugleichen. Möchte man einen Herdenschutzhund adoptieren, sollte man kein Anfänger sein, sondern sich mit Hunden, im Speziellen der ausgewählten Rasse, auskennen und sich bewusst machen, wie viel Arbeit dahinter stecken kann. Hinzu kommt, dass die HSHs sehr große Rassen sind und dementsprechend auch viel Kraft haben.
Ihre Bezugspersonen lieben Herdenschutzhunde sehr. Neben vielen Streichel- und Kuscheleinheiten, benötigt so eine Rasse viel Sicherheit und Geborgenheit, um nicht das Gefühl zu bekommen, selber diese Rolle übernehmen zu müssen.
Es gibt viele verschiedene Rassen von Herdenschutzhunden. Was sie miteinander verbindet, sind der große Kopf, viel Fell im Hals- und Brustbereich und eine dicke Unterwolle, eine gebogene Rute und lange Beine. Daran kann man oft auch Mixe dieser Rassen erkennen. In Rumänien und anderen Ländern, wo es viele Straßenhunde & Landwirtschaft / Herden gibt, sind ein hoher Anteil der caninen Population HSH(-Mixe). Dies sollte man bei einer Adoption aus diesen Ländern immer im Hinterkopf behalten, sich vorab belesen & die Organisationen direkt darauf ansprechen.
Wir haben hier einen kleinen Überblick zusammengestellt, von einigen der bekanntesten Herdenschutzhund-Rassen, die u.a. in Rumänien vertreten sind.
Ciobănesc Românesc Carpatin
Geschichte
Der Carpatin ist ein rumänischer Hirtenhund. Der ganze Rassenbezeichnung lautet Ciobănesc Românesc Carpatin. Diese Herdenschutzhund-Rasse ist dafür gezüchtet worden, Schafs- und Ziegenherden in der Gebirgsregion „Karpaten“ zu beschützen, vor allem vor Wölfen und Bären. Die Hunde blieben von Frühling bis Herbst mit der Herde in der vorgesehenen Gebirgsregion, die sich über weite bergige Flächen erstreckt hat.
Wesen und Charakter
Der Charakter des Carpatins wird als mutig, treu und wachsam beschrieben. Er hat ein ruhiges und ausgeglichenes Wesen, handelt allerdings HSH-typisch selbstständig und unabhängig. Das war in den weiten Bergflächen der Karpaten auch notwendig. Fremden gegenüber ist er misstrauisch und vor allem fremde Hunde werden nicht akzeptiert. Wächst der Carpatin allerdings mit einem anderen Hund auf, gehört er zur Familie. Seine Bezugspersonen beschützt der Carpatin wie seine Herde. Eine konsequente Erziehung ist sehr wichtig. Dem Hund muss ein Gefühl von Sicherheit gegeben werden, damit er nicht das Gefühl hat, eigenständig handeln zu müssen. Ein Carpatin sollte auf keinen Fall in einer Stadtwohnung oder auf einem kleinen Grundstück gehalten werden.
Aussehen
Wie alle Herdenschutzhunde sind Carpatins große Hunde. Sie können auf eine Schulterhöhe von 59 bis 73cm kommen und 40 bis 45kg wiegen. Das Gesicht, vor allem im Bereich der Schnauze, ist meist eher dunkel. Das Fell ist dick, grau, weiß oder braun und er besitzt eine dicke Unterwolle. Die Rute ist gekringelt, das Fell am Hals und Brust sehr dick und fast wie ein Mähne.
Gesundheit und Pflege
Carpatins sind eine robuste und pflegeleichte Rasse. Eine kräftigen Bürste sollte verwendet werden, um die Unterwolle raus zu kämmen. Im Sommer kann die Unterwolle dazu führen, das ihm sehr warm ist, trotzdem sollte diese Rasse auf keinen Fall geschoren werden, damit das Fell die Haut schützt und im Winter warm hält. Rassespezifische Krankheiten sind nicht bekannt.
Auslastung
Carpatins sollten früh schon ausgelastet werden. Gängige Hundesportarten, wie Agility sind eher nichts für ihn. Lange, ausgiebige Spaziergänge sind neben Kopfarbeit sehr hilfreich. Eine Kombination aus körperlicher und mentaler Auslastung ist wichtig für diese intelligente Rasse.
Unser Tommy, den wir letztes Jahr vermittelt haben, könnte ebenfalls einen Carpatin als Vorfahren haben. Allerdings ist er viel kleiner als ein reinrassiger Herdenschutzhund.
Ciobănesc Românesc de Bucovina
Geschichte
Diese Rasse ist ebenfalls eine Herdenschutzhund-Rasse, die ursprünglich in den Karpaten und anderen bergigen Regionen in Rumänien, Serbien und Bulgarien Viehherden beschützt hat. Er wurde nach der Region Bucovina benannt, da dort erstmals eine Zucht der Rasse entstand. Ursprünglich ist diese Rasse allerdings eine Naturrasse. Das heißt, dass sie nicht speziell gezüchtet wurde, sondern sich über hunderte Jahre hinweg von selbst gebildet hat.
Charakter
Der Ciobănesc Românesc de Bucovina besitzt ein treues, ruhiges und ausgeglichenes Wesen. Trotzdem ist er, typisch HSH, ein eigenständig handelnder und mutiger Hund, da er wie der Carpatin auch, in den Wäldern der Karpaten die Herde gegen Wölfe und Bären verteidigen musste. Gegenüber Fremden ist er misstrauisch, aber nicht aggressiv. Er liebt seine Bezugspersonen, braucht aber einen konsequenten und souveränen Menschen, der ihm Sicherheit gibt und das Gefühl, das der Ciobănesc Românesc de Bucovina nicht nur eigenständig handeln muss. Für diesen Hund benötigt man Hundeerfahrung, auch mit HSH. Ebenso sollte er nicht in einer Wohnung oder allgemein in der Stadt gehalten werden.
Aussehen
Wie alle HSH, ist auch der Ciobănesc Românesc de Bucovina eine große Hunderasse und kann eine Schulterhöhe von bis zu 78cm erreichen. Er hat eine dichte Unterwolle, die heller ist, als der Rest seinen Fells. Diese Hunderasse kann weiß oder hellbraun sein mit schwarzen, braunen oder roten Flecken. Er hat im Bereich des Hals und Nackens ein dickeres, längeres Fell, wie eine Mähne.
Gesundheit und Pflege
Diese Rasse ist sehr robust, weist aber rassetypische Krankheiten auf, die fast jede große Hunderasse haben kann, wie z. B. Hüftdysplasie oder Athrose im Alter. Sein Fell muss häufig gebürstet werden, aufgrund seiner dicken Unterwolle. Mit großer Hitze kommt er nicht so gut klar und sollte an sehr warmen Tagen eher weniger ausgelastet werden.
Auslastung
Das Bewegungsbedürfnis diese Rasse ist eher weniger ausgeprägt und aufgrund seiner Größe und Statur ist der Ciobănesc Românesc de Bucovina auch nicht dafür gemacht, typischen Hundesportarten nachzugehen. Trotzdem können spezielle Sportarten für eher größere oder schwere Hunde ausprobiert werden.
Ciobănesc Românesc Mioritic
Geschichte
Der Ciobanesc Românesc Mioritic ist ebenfalls ein rumänischer Herdenschutzhund, der als Hirten- und Herdenschutzhund in den Karpaten, aber auch im Tiefland die Viehherden vor Luchsen, Bären und Wölfen beschützt hat. Das Wort „mioritica“ bedeutet kleines Schaf.
Charakter
Die Charaktereigenschaften des Mioritic sind auf den Schutz einer Herde ausgerichtet. Das heißt, er ist eine selbstständige Rasse, die mutig seine Herde beschützen möchte. Die Rasse zeigt sich aber als ruhig, ausgeglichen und nicht aggressiv, trotzdem eher misstrauisch Fremden gegenüber. Der rumänische Vierbeiner liebt die Weiten und Eigenheiten seiner Heimat. Dicht besiedelte Städte und Umgebungen sind dem Hund fremd, deshalb sollte diese Rasse auch niemals in so einer Umgebung gehalten werden. Ansonsten ist der Mioritic eher gemütlich unterwegs.
Aussehen
Der Mioritic hat ein eher zotteliges Aussehen, mit sehr grobem Deckhaar, das meist grau, weiß oder braun ist. Er kann eine Schulterhöhe von bis zu 75cm erreichen. Seine langen Beine haben eher weniger zottelige Haare. Er erreicht bis zu 45kg.
Gesundheit und Pflege
Diese Rasse ist sehr robust und verträgt viel. Für die Fellpflege sollte viel Zeit aufgewendet werden, da der Mioritic schnell zu einem zotteligen & verknotetem Fell neigen kann. Er sollte regelmäßig gebürstet werden, damit das Fell nicht verfilzt. An einigen Stellen, wo das Fell dünner ist, sollte noch zusätzlich ein Kamm verwendet werden. Da die Rasse
stärker zu Augen- und Ohrenentzündungen neigt, sollten diese
auch regelmäßig gereinigt werden.
Auslastung
Der Mioritic hat einen urtypischen und starken Charakter und ist nur für Menschen mit Erfahrung geeignet. Er handelt unabhängig und selbstständig und braucht deshalb eine konsequente Person an seiner Seite. Er ist definitiv kein Anfängerhund und sollte als Herdenschutzhund nicht in einer Wohnung oder auf einem kleinen Grundstück gehalten werden. Ein großes Territorium mit viel Kontakt zur Bezugsperson ist wichtig, Dabei sollte darauf geachtet werden, dass ihm genug Sicherheit gegeben wird, damit er nicht das Gefühl bekommt, selbstständig handeln zu müssen. Zusätzlich kann ausprobiert werden, an was der Hund noch Spaß hat, außer am Spazieren gehen, um ihn genügend auszulasten.
Abschließend möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass ein Großteil der Hunde aus Rumänien, Serbien, der Türkei usw. einen gewissen HSH Anteil aufweist. Natürlich muss dies nicht bedeuten, dass jeder dieser Hunde die typischen Charaktereigenschaften von Herdenschutzhunden mitbringt. Bei jedem Hund wirken sich rassetypische Verhaltensweisen anders aus. Besonders Welpen werden oft als „süße, flauschige Bärchen“ angepriesen, die dann 6 Monate später zu 50kg, pubertären, eigenständig handeln wollenden Beschützern mit 70cm Schulterhöhe herangewachsen sind. Man sollte sich vorab genau überlegen, ob man selbst kompetent genug ist und auch im richtigen Wohnumfeld lebt, um diesen wundervollen und charakterstarken Hunden gerecht zu werden.