Erfahrungsbericht Simba

Entscheidung für einen herzwurmerkrankten Hund im Mehrhundehaushalt

Man macht sich die Entscheidung für eine neue Fellnase vermutlich ( hoffentlich ) nie einfach und wägt so einiges ab. Neben der „Liebe auf den ersten Blick“ sollten auch andere Faktoren überdacht werden. In unserem Fall einem Mehrhundehaushalt neben den Kosten, Beruf – der Alltagsbewältigung, dem Alter der Tiere, dem Platz…. natürlich auch die Verträglichkeit in und mit der bestehenden Hundegruppe.

Wir waren uns zu Anfang sehr unsicher, ob ein bereits erkrankter Hund in eine sehr gemischte Hundegruppe passt und was wohl auf uns zu kommen würde.

Wir haben uns im Internet und auf der Seite hier vom Verein erst einmal über die Herzwurmbehandlung kundig gemacht, was ich jedem der sich für einen infizierten Hund interessiert auch sehr empfehlen möchte. Da eine Übertragung von Hund zu Hund nicht erfolgt, war uns die Sorge um unsere Hundegruppe genommen.

In Deutschland ist die Erkrankung nicht sehr bekannt und kommt auch in der tierärztlichen Praxis eher selten vor. Deshalb auch gleich mein zweiter Rat, sprechen sie als Interessent vor der Adoption mit dem Tierarzt ihres Vertrauens. Aus meiner heutigen Erfahrung weiß ich, dass man nicht bei jedem Tierarzt mit diesem Vorhaben auf eine offene Tür trifft, sondern sogar wirklich auf Skepsis und Ablehnung. Aber auch dies hilft vielleicht die Entscheidung nicht leichtfertig zu treffen und im Vorfeld einen Tierarzt zu finden, bei dem man nach der Adoption auch immer auf Hilfe und Verständnis trifft. Zum Glück haben wir in der Zeit auch eine Klinik gefunden, wo bereits Behandlungen durchgeführt wurden. Aber soweit will man ja erst einmal nicht denken, denn dann ist die Behandlung wegen des starken Befalls nicht mehr mit der „Slow Kill Methode“ möglich. Da eine solche Behandlung aber auch recht teuer werden würde, sollte dies auch letztendlich in die Überlegung mit einfließen. Ein Plan B im Hinterkopf ist schließlich nicht die schlechteste Voraussetzung.

Wir haben es gewagt und Anfang Juni 2020 zog Simba von Ungarn nach Nordhessen um.

Die große Angst, wie „anders“ ein „erkrankter Hund“ nun sein würde und wie alles werden würde hat uns manche Nacht beschäftigt. Doch Simba hat uns diese Angst vom ersten Augenblick genommen.

Simba ist anders als alle unsere Hunde, aber jeder Hund war anders als alle anderen Hunde.

Am Transporter auf dem Arm gegeben und sein freundliches, erst mal ängstliches, zurückhaltendes Wesen lies unsere Angst verschwinden.

Neben Simba bekamen wir die üblichen Papiere übergeben. Den Medikamentenplan hatten wir bereits zuvor erhalten und unserer Tierärztin übermittelt. In Simba‘s Fall war mit den Verein im Vorfeld auch abgesprochen, dass wir die Medikamente für die restliche Behandlung von Ungarn bekommen. Diese Kosten des Vereins wurden natürlich von uns erstattet. Aber so muss man nicht gleich zum Tierarzt und hat genau die richtig Dosierung und das bereits bisher verträgliche Medikament.

Wir hatten eine neue Box für Simba angeschafft und fuhren mit ihm überglücklich auf der Rückbank zu unserer Nachbarin, wo wir uns erst mal ganz in Ruhe kennenlernen konnten.

Das Zusammentreffen mit unseren Hunden erfolgte erst mal nach Verträglichkeit unserer Hunde gestaffelt, jeder Hund einzeln, bei der Nachbarin und später gemeinsam in unserem Garten. Dies war ein Vorschlag unserer Hundeschule, den wir auch bei früheren Adoptionen beherzigt haben und der sich als vorteilhaft erwies. Man hat dann immer die Möglichkeit einzugreifen und auf neutralem Boden, ohne zu großen Stress für alle Beteiligten, mit längerer Unterbrechung ggf. nach neuen Möglichkeiten zu suchen.

Dies war bisher zum Glück nie erforderlich und so war diese Phase schon nach gut zwei Stunden erledigt.

„Zuhause“ gab es dann erst mal für alle eine längere Ruhezeit die Simba in „seiner Box“ genoss und auch bis heute gerne dort verbringt.

Die ersten Spaziergänge, die ersten Tage und Nächte…. Simba hat es uns allen leicht gemacht.

Doch dies ist nicht immer so und auch wir haben es schon anders erlebt. Man sollte bei der Übernahme eines Tierschutzhundes immer mit einer längeren Zeit der „Geduld“ und auch im Mehrhundehaushalt mit einem recht geänderten Tagesablauf rechnen.

Simba hat in den ersten Tagen häufiger mal gehustet. Mit Durchfall und Magen -Darmproblemen hatten wir gerechnet, denn dies ist durch den Umzugsstress und die Futterumstellung sehr üblich. Doch waren Hustenanfälle evtl. ein Alarmzeichen wegen der Herzwürmer? Man beachtet und betrachtet ein neues Familienmitglied in der ersten Zeit immer sehr genau und eine solche Erkrankung die zur Lungenembolie / Herzinfarkt und im schlimmsten Fall auch zum Tod führen kann, machte natürlich besondere Angst.

Auch deshalb hätte ich mir diese Übernahme von Simba nicht beim ersten Hund vorstellen können. Eine gewisse Erfahrung und Sicherheit erleichtert das Zusammenleben mit einem erkranken Hund schon sehr. Außerdem haben wir eine super tolle sehr erfahrene Hundetrainerin, die uns bestimmt mit ihrer Erfahrung auch kurzfristig immer zu Rate stehen würde und uns auch bei Simba schon stand. Es gibt immer mal Unsicherheiten und dann ist es gut, wenn man durch die Vorgänger Hunde ein Hundeschule hat, die sowohl die anderen Hunde als auch uns als Personen kennt und einschätzen kann.

Eine Vorstellung beim Tierarzt erfolgte nach ca zwei Wochen, denn die Hustenanfälle wurden schnell weniger und wir bemerkten, dass es immer mit Toben und wildem Spiel in Zusammenhang auftrat.

Die Tage, Wochen und Monate vergingen wie im Flug. Noch immer ist Simba ein aufgewecktes lustiges Kerlchen der sich im „großen und ganzen“ völlig problemlos in die Gruppe einfügt. Durch einen Zufall besuchte er schon ab der zweiten Woche die Hundeschule, was ihm viel Freude macht.

Simba ist in fremder Umgebung noch immer erst mal sehr aufgeregt und fipst in einem hohen grellen Ton. Dies beginnt schon auf der Autofahrt in der „freudigen Erwartung“. Daran wird noch gearbeitet.

Die Slow Kill Methode ist für den Hund eine sehr schonende Methode zur Herzwurmbehandlung. Es ist auch unproblematisch umzusetzen, denn es erfolgt eine Antibiotikagabe jeweils einen Monate lang und dann für einen Monat eine Pause. Das ganze erfolgt mit der Advocate Gabe zwei mal im Monat über mindestens 10 Monate.

Wir sind sehr froh, dass er diese Möglichkeit bekam, denn die beiden anderen Behandlungsmethoden sind mit mehr Risiko behaftet.

Seit ein paar Wochen haben wir nun das Ergebnis der Herzwurm-Blutkontolle. Wir haben es geschafft, Simba ist frei von Mikro- und Makro Filarien.

Wir drücken nun ganz fest die Daumen und Pfötchen für die beiden anderen Hunde die schon ein Zuhause gefunden haben und noch in der Behandlung stecken.

Ich weiß, ihr Hunde habt es toll getroffen und auch Eure Behandlung verläuft bisher ohne Probleme.

Wir möchten außerdem Mut machen, einem Herzwurmhund ein Zuhause zu schenken. Er ist ein Hund wie jeder andere, auch wenn es etwas mehr Disziplin und Sorgen für uns Menschen bedeutet.

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