Tötungsstationen & Straßenhunde in Rumänien
Straßenhunde in Rumänien – letzter Halt Tötungsstation
Hintergrund
Mit 600.000 heimatlosen Hunden ist Rumänien europaweit das Land mit den meisten Straßenhunden. Tausende von ihnen werden unter oft brutalen Umständen eingefangen und landen hinter Gittern – nicht in liebevollen Tierheimen, sondern in staatlich geführten „Public Sheltern“, die in der Praxis häufig Tötungsstationen sind. Dort verbringen sie ihre letzten Tage unter katastrophalen Bedingungen.
Rumänien kämpft seit Jahrzehnten mit einer massiven Straßenhund-Population. Historische Entwicklungen, fehlende flächendeckende Kastrationsprogramme und die rein funktionale Haltung von Hunden als Hof- oder Wachtiere haben dazu geführt, dass unzählige Tiere ausgesetzt oder von Geburt an sich selbst überlassen werden.
Zwar besteht seit vielen Jahren eine gesetzlich vorgesehene Kastrationspflicht, doch gerade in ländlichen Regionen wird diese kaum umgesetzt – vor allem aus Mangel an finanziellen Mitteln, fehlender Aufklärung und Bildung der Bevölkerung.
Nach einem Beißvorfall trat 2014 zudem das umstrittene „Tötungsgesetz“ Ionut 258/2013 in Kraft. Seither dürfen Straßenhunde eingefangen, in Public Shelter gebracht und nach Ablauf einer 14-tägigen Frist getötet werden. Pro gefangenen, untergebrachten und getöteten Hund erhalten die Betreiber der Public Shelter staatliche Gelder – eine lukrative Grundlage für die sogenannte Catch-and-Kill-Industrie, die längst ein Wirtschaftszweig geworden ist. Viele Rumänen finanzieren als Hundefänger ihren Lebensunterhalt.
Die Zustände in vielen Public Sheltern sind erschütternd: überfüllte Zwinger, zu wenig Futter, keine ausreichenden Liegeplätze. Das führt zu schlimmen Hundekämpfen, nicht selten mit tödlichem Ausgang. Viele Tiere sind verletzt oder krank – doch medizinische Versorgung findet kaum statt. Welpen haben besonders geringe Überlebenschancen, da sie sich fast immer mit Parvovirose, Caninem Coronavirus oder Staupe infizieren. Die Situation vor Ort ist von massivem Leid, Stress und Angst geprägt.
Ein praktisches Beispiel: Wo sind wir tätig?
Seit 2018 liegt unser Tätigkeitsschwerpunkt im Nordwesten Rumäniens, in der Stadt Piatra Neamț.
Dort wird das Public Shelter Piatra Neamț von der SC. SALUBRITAS SA verwaltet – einer kommunalen Gesellschaft im Bereich der Abfallentsorgung. Ein Zufall? Nicht ganz, denn ein Teil der EU-Gelder fließt in das Städtemanagement der rumänischen Landkreise und wird von den Städten zweckgebunden u.a. für das Straßenmanagement oder die Abfallwirtschaft verwendet. Darunter kann auch das sog. Stray-Dog-Management fallen, welches das Fangen, Unterbringen und ggf. Töten der Hunde umfasst.
Die offiziellen Zahlen des Public Shelters sprechen für sich:
Zwischen 2018 und 2024 wurden 8.477 Hunde im Landkreis Neamț eingefangen, davon 1.875 getötet und 1.632 Hunde sind auf andere Weise verstorben. Insgesamt starben also 3.507 Hunde in nur sieben Jahren allein in diesem Public Shelter – und das ist nur eines von über 150 in Rumänien.
Doch nicht alle Hunde werden in dem Public Shelter Piatra Neamț getötet: Hunde, die innerhalb der Stadtgrenzen Piatra Neamțs und damit nicht in einem der umliegenden Dörfer eingefangen werden, werden nicht getötet. Sie bleiben jedoch im Public Shelter, solange sich kein Adoptant findet. Die einzige Chance dem Public Shelter und den unzumutbaren Umständen dort zu entkommen, ist daher die Vermittlung in ein Zuhause.
Gemeinsam mit französischen und belgischen Tierschutzorganisationen versuchen wir, die Situation für die Hunde, die dort untergebracht sind, zu verbessern:
- Bau und Reparatur von Hundehütten
- Sachspenden, wie Decken, Futter und Medikamente und Impfungen
- Unterstützung beim Aufbau einer Quarantänestation bzw. Station für verletzte oder Kranke Hunde
- Unterstützung vor Ort durch Helfer*innen
- Rettung von ca. 40-50 Hunden pro Jahr, die wir in liebevolle Familien vermitteln
Oft wird gefragt, ob Adoptionen die Tötungsstation finanziell unterstützen würden. Das ist NICHT der Fall. Die Hunde erhalten bei Ankunft im Public Shelter eine Tollwutimpfung, einen Impfpass („Health Book“) und einen Mikrochip. Vor Verlassen des Public Shelters werden sie kastriert. Wir zahlen dafür KEIN Geld und auch KEINE Schutzgebühr an das Public Shelter. Die weitere medizinische Versorgung (Parasitenschutz, Entwurmung, Kombiimpfung, medizinische Erstversorgung) erfolgt sodann auf unsere Kosten in unserem Partnertierheim durch den dort tätigen Tierarzt.
Ja, unsere Arbeit ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein – aber für jeden einzelnen Hund, den wir retten, bedeutet es wortwörtlich das ganze Leben. Doch nachhaltiger Tierschutz bedeutet so viel mehr und benötigt langfristige Strategien:
- Flächendeckende Kastrationsprogramme
- Aufklärung der Bevölkerung
- Zusammenarbeit mit Gemeinden
- Politische Arbeit
- Förderung verantwortungsvoller Hundehaltung
Nur so lässt sich die Zahl der Straßenhunde langfristig reduzieren. Und bis dahin versuchen wir, gut vermittelbaren Hunden eine echte Chance zu geben!
Wie ihr unsere Arbeit in Rumänien unterstützen könnt?
Durch Spenden, durch Patenschaften (Medizinpatenschaft oder eine Patenschaft für einen Hund), Adoptionen oder indem ihr das Schicksal dieser Hunde teilt. Hier findest du die verschiedenen Wege, wie du unseren Verein unterstützen kannst!